Das von ihr angetriebene neue Selbstbestimmungsgesetz soll es trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen erleichtern, ihren Geschlechtseintrag ändern zu lassen.
Schnell, kostengünstig und unbürokratisch. Direkt per Sprechakt auf dem Standesamt. Der Personenstand „Mann“ bekommt eine Vagina dazu und der Personenstand „Frau“ einen Penis. Beim Personenstand „Divers“ kann dann alles andere auftauchen. Also Vagina und Penis. Wo genau ich mein Kreuz mache, ist eigentlich egal. Es passt immer.
Biologisch ändert sich nichts. Denn einem biologischen Mann oder einer biologischen Frau wachsen nicht per se Eierstöcke oder ein Hoden oder beide Geschlechtsmerkmale verschwinden, nur weil sie ihren Personenstand von männlich auf weiblich oder umgekehrt haben setzen lassen.
Die große Ankündigung: Für die Mehrheitsgesellschaft ändert sich nichts, für Trans*-Menschen alles. Aber ist dies wirklich so? Fortschritt oder wird hier mal wieder das Kind mit dem Bade ausgeschüttet?
Die Realitätsverzehrung des Sachverhalts wird schon mit dem Satz deutlich: Wir wollen Trans*-Menschen die Möglichkeit geben, ihren Personenstand und damit ihr Geschlecht unbürokratisch zu ändern. Was das Gesetz aber tatsächlich erreicht: Es gibt allen Menschen die Möglichkeit, ihr Geschlecht zu ändern. Und das genauso unbürokratisch. Kurz gesagt: Genderhopping ist die Zukunft. Und damit wird der Begriff „Geschlecht“ nicht mehr bestimmbar, und zwar für die gesamte Gesellschaft. Den Personeneintrag kann man sowieso abschaffen. Er hat keine Aussagekraft mehr.
Wenn also jeder sein Geschlecht kurzfristig und unbürokratisch ändern kann, dann sind Menschen mit echter Transidentität nicht mehr von Menschen zu unterscheiden, welche sich als „Frau“ leichter und unauffälliger Kindern in sexueller Absicht nähern möchten. Oder von Männern, die sich gerne als biologischer Mann mit männlicher Geschlechtsidentität in bisher geschützten Frauenräumen aufhalten möchten. Oder von narzisstisch gestörten Menschen, die öffentlichkeitswirksam ihre Geschlechtsidentität nutzen, um für sich selbst mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Denn offenkundige Trans*-Menschen, die auf eine geschlechtsuntypische Anrede bestehen, erfahren auf jeden Fall Beachtung. Das Gesetz beschädigt auch Menschen, die sich noch nach dem alten Transsexuellengesetz einer Begutachtung und einer operativen Geschlechtsangleichung unterzogen haben. Damit also gezeigt, dass der Geschlechterwechsel keine kurzzeitige Marotte ist. Sie haben dafür große Opfer gebracht. Diese Menschen werden aus ihrer bisherigen Anonymität und gesellschaftlichen Akzeptanz unfreiwillig ins Licht der öffentlichen Begutachtung gezerrt, bewertet und vielleicht sogar diffamiert. Dem tiefen und echten Bedürfnis eines Geschlechterwechsels wird zukünftig – in der öffentlichen Wahrnehmung – jede Ernsthaftigkeit abgesprochen. Von einem Gewinn kann für diese Menschen keine Rede sein.
Nach dem neuen Selbstbestimmungsgesetz können bereits Eltern ihre Kinder mit dem Geschlecht ihrer Wahl einschulen lassen, ohne dass eine Geschlechtsdysphorie professionell festgestellt wurde. Nicht nur, dass der bisherige Biologieunterricht diesem Umstand Rechnung tragen muss. Mädchen müssen zukünftig mit Mädchen konkurrieren, welche körperlich stärker und ihnen damit überlegen sind. Mädchen, um es mit Simone de Beauvoir auszudrücken, die beim Urinieren ihr Geschlechtsteil in die Hand nehmen. Auch geht für Kinder der Kompass von Mann und Frau als selbstverständliche Orientierungshilfe völlig verloren. Wir wissen nicht mal ansatzweise, was diese Orientierungslosigkeit später mit diesen Menschen macht. Kinder sind die großen Verlierer in diesem Spiel.
Und was macht das neue Selbstbestimmungsgesetz mit der Mehrheitsgesellschaft und ihrer bisherigen Wahrnehmung vom biologischen Geschlecht, welchem jahrtausendaltes Alltagswissen zugrunde liegt? Die geschlechtliche Zuordnung von Mann und Frau wird in der öffentlichen Wahrnehmung verschwimmen. Wie will man zukünftig Frauen eindeutig bestimmen, die keinen Penis haben? Anhand welcher körperlichen Merkmale wird sich die Frau vom Mann noch unterscheiden können?
Mit dem Selbstbestimmungsgesetz soll die Menschenwürde von Trans*-Menschen sichergestellt werden, gleichzeitig werden Millionen Frauen mit der neuen Geschlechterbestimmung öffentlich gedemütigt. Wenn wir zukünftig gesellschaftlich auf die Frau blicken, sehen wir nicht nur eine Frau, sondern auch einen biologischen Mann in ihr. Die Gewissheit der Gesellschaft, dass sich hinter der Bezeichnung „Frau“ ein bestimmbares Lebewesen mit bestimmten Geschlechtsmerkmalen verbirgt, gehört der Vergangenheit an. Vor allem Frauen, die auf ein stereotypisches weibliches Erscheinungsbild keinen Wert legen, werden erleben müssen, dass sich die öffentliche Wahrnehmung von ihnen verändern wird. Es ist in Deutschland verboten, seine primären Geschlechtsmerkmale öffentlich zur Schau zu stellen. Biologische Frauen müssen von nun an auch vermehrt damit rechnen, in der Öffentlichkeit als biologischer Mann wahrgenommen zu werden. Fragende oder misstrauische Blicke reichen aus. Und dies ist für manche Frau bestimmt genauso verunsichernd bis demütigend wie für Transfrauen als Mann angesehen zu werden.
Überhaupt wird es dem Mann zukünftig noch schwerer fallen, Kontakt zu Frauen herzustellen. Es entsteht eine gewisse Unsicherheit darüber, ob es sich bei der Kontaktperson um einen biologischen Mann oder eine biologische Frau handelt. Das biologische Geschlecht muss nach dem neuen Gesetz nicht offengelegt werden. Wir können von der Mehrheitsgesellschaft nicht voraussetzen, dass dafür ausreichend Toleranz vorhanden ist. Solche Veränderungsprozesse müssen aus der Gesellschaft kommen und können nicht per Gesetz diktiert werden.
Die Spaltung der Mehrheitsgesellschaft zu Trans*-Menschen wird so größer werden als abgebaut.